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Rund um die Taube u.a. Feldflüchter
#2
Ein Taubenstamm gezogen aus den Wildtauben Felsentaube Columba livia, Hohltaube Columba oenas, Klippentaube Columba rupertis und Guineataube Columba guinea


Vor zirka 20 Jahren berichtete ich über die Verpaarung von einer Ringeltäubin mit einem Altenburger Trommeltäuber, welche im Freiflug
waren und 6 Jahre bei mir in einem kleinen Taubenschlag lebten.
Einige Jahre später hatte ich ein Paar Hohltauben in einer Voliere
untergebracht, die im ersten Jahr gut ihre Jungen aufzogen, aber im
darauf folgenden Jahr bei der Aufzucht gesundheitlich recht ange-
griffen wirkten, obwohl ich ihnen gutes Futter und Minerale bot.
Die Jungtiere waren ca. 3 Wochen alt und ich entschloss mich, die
Alttiere frei fliegen zulassen, damit sie die Mangelerscheinungen
selbst ausgleichen konnten.
Durch die guten Erfahrungen mit der Ringeltäubin war ich optimistisch
das dies auch gelingen würde, da sie schon 3 Jahre eingewöhnt waren.
Ich musste mich aber eines besseren belehren lassen, sie ver-
schwanden, obwohl die Jungen im Nest lagen.
Als die Alttiere nicht zurückkehrten, nahm ich die Jungen nach zwei
Tagen aus dem Nest.
Mein Sohn, damals 12 Jahre alt, versuchte die Jungen mit der Hand
aufzuziehen. Die kleinere verendete nach einer Woche, die andere
aber wuchs zu einer schönen handzahmen Taube auf.
Wenn wir zu Hause waren hatte sie Freiflug und folgte uns überall hin.
Im Garten lief sie mit herum und suchte zwischen den Beeten nach
Fressbarem und Mineralien. Sie setzte sich auf die Heugabel und ließ
sich mit herum tragen. Einmal stand ich vor unserem Hoftor und erzählte
mit dem Nachbar, als die Taube angeflogen kam und sich plötzlich auf
meinem Kopf niederließ. Der Nachbar war ganz erstaunt und ging einen
Schritt zurück, selbst ich war völlig überrascht, denn das hatte sie noch
nie gemacht.
Als es Herbst wurde wollte sie abends nicht mehr in ihre Voliere
sondern flog immer wieder in eine alte Esche.
Da merkte ich, dass sie vom Vogelzug erfasst war. Wir lockten sie noch
einmal mit gutem Futter an und sperrten sie bis zum Frühjahr ein.
Sie entwickelte sich zu einer schönen Täubin und wenn man an die
Voliere trat flog sie von einer Sitzstange zur anderen und fing an sich
zu paaren. Da ich zu dieser Zeit keinen Hohltäuber hatte, setzte ich
nach einer Woche einen kleinen Feldflüchtertäuber hinzu welcher auch
gut paarte. Das ließ unsere Täubin aber total kalt, die Prägung auf den
Menschen war wahrscheinlich zu groß.
Was tun? Von einem Zuchtfreund bekam ich damals gerade einige
rote Dresdener Trommeltauben, welche ich auf dem Taubenmarkt
für ihn mit verkaufen sollte. Ein ziemlich kleiner Täuber mit wenig Fußbefiederung war recht zahm. Als ich ihn in der Hand hielt merkte
ich, dass er auf einem Auge blind war. Ich nahm den Feldflüchter, der
doch etwas feurig war, aus der Voliere und besetzte sie mit dem Trommeltauber. Nach zwei Tagen steckte ich ihn in den angebotenen
Nistkasten und er fing sofort an zu locken. Dies interessierte die Täubin
aber überhaupt nicht. Am nächsten Tag sperrte ich sie mit hinein und
verdunkelte das Einflugloch. Durch einen kleinen Spalt konnte ich beide
Tauben beobachten. Er fing sofort an zu locken, sie wollte immer heraus.
Aber er hackte sie nicht und blieb ihr gegenüber sehr ruhig.
Nach ca. 15 Minuten ließ ich sie heraus. Dies machte ich mehrere Tage
und wenn ich Zeit hatte auch 2 – 3 mal. Nach einer Woche waren sie
gepaart und nach 14 Tagen lag das erste Gelege im Kasten und die
Eier waren befruchtet. Die Jungen schlüpften gut, aber nach 8 Tagen
waren sie tot mit voll gefüllten Kröpfen.
Jetzt war mir klar, ich musste das Futter umstellen oder die Eier Lach-
tauben unterlegen, da Wildtauben länger Kropfmilch füttern.
Bei der nächsten Brut wurde es so gemacht und dem Paar gleichaltrige
Haustaubenjunge untergelegt, damit sie im Brutrhythmus blieben.
So zog ich in dem Jahr 3 Jungtiere auf – 2 Täuber und eine Täubin.
Die Farbe war rezessiev rot, Unterbauch und Schwanz gräulich
gefärbt und leicht bestrümpft.
Im darauf folgenden Jahr paarte ich den schönsten Jungtäuber zurück
an die Alttäubin. Als die ersten Jungen frisch geschlüpft waren lagen
sie am Rand des Nestes und waren tot. Als die nächste Brut schlüpfte
hatte ich mir die Zeit aufgeschrieben.
Ich schaute nur in den Kasten wenn die Täubin saß, weil sie ganz zahm war und nicht von den Eiern ging, aber es war schon zu spät, das erste
Jungtier war tot und das andere kurz vor dem ausschlüpfen.
Als es trocken war kroch es unter der Täubin hervor und blieb daneben
liegen. Ich steckte es wieder darunter, aber es war nichts zu machen,
immer wieder kletterte es heraus und verendete schließlich.
Ich legte Haustauben unter und ließ erst einmal Junge aufziehen.
Bei den nächsten zwei Bruten kam es gar nicht zum Schlupf, obwohl die
Eier befruchtet waren. Als ich die Eier mit 2 Tagen Verspätung öffnete
staunte ich nicht schlecht, die Jungtiere waren voll entwickelt aber der
Oberschnabel mit Eizahn fehlte bis zum Nasenansatz. Bis heute habe
ich darauf keine Erklärung, aber vielleicht hängt es mit der Inzucht bei
Wildtauben zusammen, was in der freien Natur so gut wie nicht vorkommt. Ich ließ noch einmal Haustauben aufziehen und im Oktober
brüteten sie noch einmal. Ich schaute nicht weiter nach, wunderte mich
aber, dass sie nach 25 Tagen immer noch saßen. Bei einer Kontrolle
stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass zwei schöne Jungtiere im
Nest lagen.
Als sie Federn bekamen verendete eins, das andere aber wurde
ein schöner rotfahler Täuber. Als er durchgemausert war, bekam er
am Halsfieder weiße Spiegel wie eine Ringeltaube, obwohl Hohl-
tauben grüne Spiegel besitzen.
Die Alttiere hatten bei der Aufzucht auch Freiflug, der Mischlingstauber
zeigt den Balzflug einer Hohltaubers.
Den Bruder hatte ich einem Bekannten gegeben, er war auch mit einer
Hohltäubin verpaart.
Hier gab es keine Ausfälle – 5 Jungtiere wurden aufgezogen – zwei
gefärbt wie Hohltauben aber mit längeren Schwänzen – eine fast schwarz, eine rote und ein Täuber blau mit ganz zarten Binden.
Da die Mischlingszucht viele Überraschungen bietet habe ich versucht,
in wie weit sich die verschiedenen Arten auf vielen Umwegen mit einander zu fruchtbaren Tieren verkreuzen lassen.
Es ist ein langer Weg, da fast ausschließlich nur Täuber zur Weiterzucht
verwendet werden können, manche erst nach zwei Jahren.
Die Täubinnen legen meist nicht bzw. nur unbefruchtete oder kleine Eier
oder haben nur eine begrenzte Anzahl in den Eierstöcken zur Verfügung.
Im Wildtaubenbuch von Rössler sind viele Verpaarungen verschiedener
Wildtaubenarten untereinander, aber ohne auf weitere Fruchtbarkeit
einzugehen, aufgeführt.
Es wurden auch schon Berichte verfasst, wo selbst Verkreuzungen mit
langschwänzigen Wildtauben als möglich dargestellt sind und in deren
Ergebnis die Nachkommen wieder uneingeschränkt fruchtbar wären.
Diese Experimente habe ich in den vergangenen 20 Jahren auch durch-
geführt, nur ist mir dabei eine Nachzucht bisher nicht gelungen.

Deshalb probiere ich lieber selber aus, was machbar ist und was nicht.
Trotzdem können in der Mischlingszucht immer wieder einmal Über-
raschungen auftauchen. Mit Tauben die schon über Jahre verpaart sind
kam manches Jahr kein Jungtier zustande und im darauf folgenden gleich bis zu fünf. Allerdings kostet es Zeit und Platz wegen der teilweisen Aufzucht mit Ammen.
So kreuzte ich 1,0 Hohltauben und 0,1 Ringeltauben miteinander.
Das Ergebnis waren sehr schöne Jungtiere, im Aussehen wie eine
Ringeltaube, körperlich zwar nicht so stark und am Hals grüne Spiegel
mit durchschimmerndem weiß.
Hier zog ich in einem Jahr einmal 5 Jungtiere auf und verpaarte sie
zurück an Hohltauben. Zwei zeigten sich als Täuber und drei als
Täubinnen, welche auch normale Eier legten, diese aber alle unbefruchtet
waren. Als sie dreimal gelegt hatten war die Anzahl ausgeschöpft und
sie legten selbst nicht wieder, waren aber vorzügliche Ammen.
Die zwei Täuber waren auch unfruchtbar, doch einer war mit der Hohl-
täubin fest verpaart und zog junge Haustauben auf. Im zweiten Jahr
lagen plötzlich vier Eier im Nest. Auch dieser Mischling legte im zweiten
Jahr, obwohl er sich im ersten Jahr wie ein richtiger Täuber zeigte.
Er balzte, baute Nest und trat seine Täubin.
Ich hoffte Ringeltaubenblut in die Hohltauben einfließen zu lassen, um
diese später an die Nachzucht mit den Columbiaarten einzubringen.
Dieses Experiment wurde aber nach 6 Jahren aufgegeben.
Nun wandte ich mich den näher verwandten Arten – Hohltaube und
Felsentaube – zu, was auch gut gelang.
1,0 Hohltaube und 0,1 Klippentaube waren untereinander fruchtbar, die
Nachzuchttäuber aber erst im zweiten Jahr.
Diese Täuber nahm ich wieder zurück, als die ersten fruchtbaren Täubinnen aus der ersten Verpaarung mit Mischlingstauben der
ersten Linie fielen.
Nun hatte ich noch eine Verpaarung 1,0 Guineataube und Felsentaube.
Hier waren die Jungtiere blau gehämmert, aber die Hämmerung mit
bronze Zeichnung und es gab ganz zartblaue Tauben mit rötlichen
Binden und ohne Schwanzbinde. Dies waren fast immer die Täuber,
bei den gehämmerten aber überwiegend Täubinnen.
Nun musste ausgetestet werden, wer fruchtbar ist und vor allen Dingen,
welches die fruchtbaren Täubinnen sind.
So war von einer Täubin der Guinealine nur einmal ein Gelege befruchtet und dann nie wieder.
Diese Täuber wurden wieder zurück an die fruchtbaren Täubinnen
der ersten Linien verpaart.
Durch die Aufzucht mit Lachtauben kam es auch vor, dass die
Jungtiere darauf geprägt waren. Ein schöner zartblauer Täuber aus
der Klippen- x Hohltaubenlinie, dem ich eine Täubin gegeben hatte,
saß nur in seiner Voliere herum und die paarende Täubin interessierte
ihn überhaupt nicht. Diese balzte dann bald durch den Draht mit einem
Hohltäuber.
Da ließ ich eine Lachtäubin in die Voliere und der Täuber stürzte sich
auf den Volierenboden herunter und umwarb sie.
Damit war das Eis gebrochen.
Ich beließ sie noch zwei Tag mit in der Voliere, entfernte sie dann und
binnen einer Woche war er mit der für ihn vorgesehenen Täubin
verpaart.
Diese Täuber nahm ich wieder zurück, als die ersten fruchtbaren Täubinnen aus der ersten Verpaarung mit Mischlingstauben der
ersten Linie fielen.
Nun hatte ich noch eine Verpaarung 1,0 Guineataube und Felsentaube.
Hier waren die Jungtiere blau gehämmert, aber die Hämmerung mit
bronze Zeichnung und es gab ganz zartblaue Tauben mit rötlichen
Binden und ohne Schwanzbinde. Dies waren fast immer die Täuber,
bei den gehämmerten aber überwiegend Täubinnen.
Nun musste ausgetestet werden, wer fruchtbar ist und vor allen Dingen,
welches die fruchtbaren Täubinnen sind.
So war von einer Täubin der Guinealine nur einmal ein Gelege befruchtet und dann nie wieder.
Diese Täuber wurden wieder zurück an die fruchtbaren Täubinnen
der ersten Linien verpaart.
Durch die Aufzucht mit Lachtauben kam es auch vor, dass die
Jungtiere darauf geprägt waren. Ein schöner zartblauer Täuber aus
der Klippen- x Hohltaubenlinie, dem ich eine Täubin gegeben hatte,
saß nur in seiner Voliere herum und die paarende Täubin interessierte
ihn überhaupt nicht. Diese balzte dann bald durch den Draht mit einem
Hohltäuber.
Da ließ ich eine Lachtäubin in die Voliere und der Täuber stürzte sich
auf den Volierenboden herunter und umwarb sie.
Damit war das Eis gebrochen.
Ich beließ sie noch zwei Tag mit in der Voliere, entfernte sie dann und
binnen einer Woche war er mit der für ihn vorgesehenen Täubin
verpaart.

Sehr interessant ist auch das Balzverhalten und die Lautäußerungen
dieser Mischlingstäuber. Es sieht schon gut aus, wenn ein gehämmerter
Täuber das Balzverhalten eines Hohltäubers zeigt.
So habe ich eine Linie aufgebaut, in welcher die vier Arten
- Hohltaube, Felsentaube, Klippentaube und Guineataube –
miteinander verkreuzt und auch durchgehend fruchtbar sind.
Es sind sehr vitale und schöne Tauben.
Aus dieser Linie wurde auch versuchsweise an Brieftauben angepaart,
um das heimfinde Vermögen zu überprüfen. Alle Tauben, die ich in
unterschiedlichen Entfernungen einzeln aufließ, kehrten wieder in
ihren heimatlichen Schlag zurück.
Für mich wäre es interessant zu wissen, ob noch andere Züchter
oder Halter in dieser Richtung Versuche unternommen haben, damit
man sich ggf. über Erfahrungen und Erfolge austauschen kann.
Soweit der Bericht meines Freundes.


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Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald


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