23.10.2012,10:12
(23.10.2012,08:15 )fabienne schrieb: hallo ernst
vielen dank für deine ausführlichen erklärungen
man lernt ja jeden tag dazu (gott sei dank)
deshalb finde ich dieses forum ja auch so toll !
ich wollte keinem mit meinem "unwissen" zu nahe treten
falls dies der fall war, tut's mir leid
ich war eben der meinung, dass es nur um die paar eier geht
gruss
fabienne
Hallo fabienne,
Du bist mir in keiner Weise zu nahe getreten.Aus Deinem Blickwinkel gesehen, hast Du ja auch Recht. Es macht wirtschaftlich wirklich keinen Sinn bei 4 oder 5 Legehennen, für das eine oder andere Frühstücksei, monatelang taglich 5 oder 6 Stunden das Licht brennen zu lassen. In der Zucht kann das schon etwas anders aussehen. Zur Erklärung nehme ich als Beispiel, man möge mir verzeihen, schon wieder die Indischen Kämpfer.
Die Hähne dieser Rasse brauchen ca. 10 Monate bis sie voll entwickelt sind. Wenn Du sie also auf einer Ausstellung präsentieren willst, die in der Regel von Mitte Oktober bis Mitte Dezember stattfinden, brauchst Du die Küken im Januar und Februar. Für die Hennen geht der März auch noch. Nun sind die Inder keine Vielleger. Sie bringen es auf eie Jahreslegeleistung von ca. 80-100 Eier. Diese Anzahl wird aber nicht am Stück gelegt, sondern über das ganze Jahr verteilt. Es ist bei ihnen praktisch noch so wie bei ihren wilden Urahnen. Sie machen ein Gelege von ca. 20 Eiern, stellen dann die Legetätigkeit ein, und fangen dann an zu Glucken. Wenn sie dann nach Wochen wieder anfangenzu legen, ist das für die Zuchtsaison schon zu spät. Das bedeutet, es stehen einem für die Zucht nur ca. 20 Eier pro Huhn zur Verfügung.
Es ist eine der Schwierigkeiten, bei der Zucht dieser Rasse, dass in einem relativ kleinen Zeitfenster, die Henne legen, und der Hahn befruchten muß. Ich sagte ja schon, dass die hormonelle Umstellung bei den Hähnen oft 2 Wochen länger dauert. Die Betonung liegt auf oft, denn es gibt auch Ausnahmen, wo der Hahn auch schon befruchtet, wenn die Henne anfängt zu legen. Der Normalfall ist aber, dass ich beim ersten Schlupf von 100 Eiern zwischen 5 und 10 Küken habe, weil die Hähne die Hennen zwar getreten haben, aber noch keine befruchtungsfähigen Spermien vorhanden waren. Beim 2. Schlupf sieht das dann schon wesentlich besser aus. Dann kommt aber schon das nächste Problem auf einen zu, da man nun zwar Hähne hat die befruchten, aber die ersten Hennen die Legetätigkeit schon wieder einstelen und anfangen zu Glucken. Aus u. A. diesen genannten Gründen bedarf es bei dieser Rasse viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Glück, die benötigte Anzahl an Küken zu bekommen. Da lässt man dann schon den wirtschaftlichen Aspekt eines Lichtprogramms ausser acht.
Diese erschwerenden Umstände spiegeln sich auch in der Anzahl der Züchter und der Preise für Zuchttiere wieder.
So, ich hoffe Du kannst nun meine Beweggründe für die Verwendung eines Lichtprogramms nachvollziehen.
Gruss
Ernst Niemann
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist. Konfuzius