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Alte und besondere Bäume
#80
Der Schwammklöpper
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ein vergessender Beruf  im Umfeld alter Bäume

Die Fredeburger „Schwammklöpper ” Von Annemarie R u n g e, Münster Über die genauere Verbreitung des an Buchen und Birken wachsenden Zunderparlings (Fomes f omentariu`s L.) in Westfalen sind wir bisher nur ungenügend unterrichtet. Anscheinend ist er heute im Sauerland erheblich häufiger als in den tieferen Lagen Westfalens. So wachsen prächtige, mehrjährige Fruchtkörper im Krüppel-Buchenwald auf dem Kahlen Asten, im „Hamorsbrueh” am Stimmstamm, zwischen Meschede und Warstein, und im „Langenbruch” (Nonnenwinkel) im Kreise Brilon. Aber auch schon früher muß das Sauerland ein recht reiches Vorkommen des Zunderschwammes besessen haben. Wie Hauptlehrer Th. T o c h t r o p/ Nuttlar in der Heimatbeilage der Westfalenpost „Unser Sauerland” Nr . 1, 4. Jg. 1956, schreibt, tragen die Einwohner des Städtchens Fredeburg im Hochsauerland noch heute den Spottnamen „Fredeburger Schwammklöpper” . Die Zundergewinnung gab zu Beginn des 19. Jahrhunderts in drei Erwerbszweigen vielen Fredeburgern Arbeit und Brot. Zunächst mußten in den Wäldern die Pilze gesammelt werden . Bereitet wurde der Zunder in einer regelrechten Zunderindustrie, die damals in Fredeburg bestand. Hierzu gehörte  auch das „Schwammklopfen « , das man bis auf die Straßen gehört. haben soll . Schließlich. setzte man in einem weitverzweigten Hausierhandel, der vielerlei Waren umfaßte, auch den Zunder ab . Auf ihren Fahrten kamen die Hausierer bis nach Holland, zur Schweiz sowie nach Polen, Rußland und Ungarn. Als im Sauerland die Zunderporlinge schließlich spärlicher wurden, führte man sie aus Schweden ein, um die Zunderindustrie und damit den Verdienst zu erhalten. Doch auch in anderen Gegenden bereitete man damals Zunder . So macht uns A. S c h u 1 z (Friedrich Ehrharts Anteil an der . floristischen Erforschung Westfalens. 44. Jahresber. des Westf. Prov . Vers. f. Wiss. u . Kunst, für 1915/16 , Münster 1916) einen Bericht Ehrharts über eine Süntelexkursion im Jahre 1791 zugänglidg; in dem es heißt: „In Hamelspringe aß ich zu Mittag . Man macht in diesem Dorfe auch viel Zunder. Der Boletus igniarius') wird 8 Tage in Lauge geweicht, alle Tage brav geklopft, und endlich getrocknet. ” In einem Artikel der Westfälischen Nachrichten vom 30 . 11 . 1957 wird sehr anschaulich über die Herstellung des Ztfnders berichtet . Die N6-tiz stützt sich auf die Schrift von B. B o c k - L e t t e r (1925) „Alte Berufe in Niedersachsen” . Danach zog der „Tunderkerl ” im Sommer und Herbst tagelang durch den Wald . Mit einer langen Stange, die oben ein scharfes Schabeisen trug, löste er die Schwämme” von den Baumstämmen und sammelte sie in einen Beutel Ein umständlicher Arbeitsgang schloß sich zu Hause an. Die Pilze wurden gereinigt, d. h. alle holzigen Teile entfernt und 14 Tage lang in Pottaschenlauge gelegt. Nach dem Trocknen klopfte man sie noch tüchtig mit dein Holzklöppel, damit sie weich wurden . Danach schnitt man den Zunder in dünne Scheiben und Streifen . So bereitet, diente er als gutes blutstillendes Mittel und wurde von Barbieren, Badern und Apothekern gekauft . Der weitaus meiste Zunder jedoch wurde vor dem Schneiden mit Salpeter eingerieben, damit er beim Feueranzünden leicht brannte. Durch die Erfindung des Zündholzes (um 1830) verlor der Rohstoff Zunder und mit ihm der Zunderporling fast vollkommen seine wirtschaftliche Bedeutung, Heute wird wohl nur noch im Zeichenunterricht (besonders bei der Anfertigung von Kohlezeichnungen) Zunder verwandt. Wenn auch die Zunderherstellung seit Generationen nicht mehr ausgeübt wird, so muß die Erinnerung an diese Arbeit doch sehr lebendig geblieben sein, zumal man noch heute den Namen „Fredeburger Schwammklöpper” kennt . . ') „Gemeint .ist wohl Polyporus fomentarius (L.).” .Anm. von Schulz . 9


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Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald


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