Themabewertung:
  • 1 Bewertungen - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Alte und besondere Bäume
#33
Das Zusammenleben der Germanen unterlag den Stammesgesetzen und den Gestezen des Thing. Das Thing, das war die Rats- und Gerichtsversammlung aller Freien. Die Freien bildeten damals den Großteil der Bevölkerung. Sie durften Waffen tragen, hatten keine Abgaben zu zahlen,und waren vollwertige Teilnehmer des Thing, sofern sie einen festen Wohnsitz hatten. Das Thing existierte in der germanischen Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen und hatte mehrere Aufgaben. Nach Rücksprache mit einigen Vertretern der Freien bestimmten sie, was dort verhandelt wurde. Die Thingversammlung wählte Anführer und manchmal sogar Könige, die anfangs kein Erbrecht besaßen und über ihre Entscheidungen Rechenschaft ablegen mußten. Wenn es dem König nicht gelang, das Volk zu überzeugen, mußte er die Entschlüsse der Mehrheit billigen. Ablehnung eines Vorschlages wurde von den Teilnehmern durch Murren, Annahme durch Aneinanderschlagen
ihrer Waffen zum Ausdruck gebracht. Aus einem Bericht von TACITUS wissen wir zwar, daß die Stimmenmehrheit der Freien entschied, es ist aber zu vermuten, daß die Adligen aufgrund ihres Standes mehr Recht bekamen, als ihnen zahlenmäßig zustand. Wurde im Kriegsfall ein Anführer gewählt, der die Krieger in die Schlachten führen sollte, so galt die Wahl nur für die Dauer des Kampfes. Außerdem war der Thing den Germanen das einzige gesetzgebende und rechtsprechende Organ. Die Alten und Gesetzsprecher leiteten die Debatten. Sie waren die einzigen Träger des schriftlich nicht festgehaltenen Gesetzes. Verhöre gab es nicht, und die Angeklagten konnten sich vor der Versammlung selbst verteidigen. Zeugen der Anklage und der Beklagten sagten unter Eid aus und mußten ihre Ehrhaftigkeit von sogenannten Eideshelfern bestätigen lassen.
In der Zeit der „Völkerwanderung“ verließen große Scharen ihre skandinavische Heimat aufgrund der niedrigen Temperaturen und ließen sich in Teilen des mittleren Norddeutschlands nieder, wo sie sich mit der dortigen Bevölkerung vermischten. So entstand das Volk der „Sachsen“. Als nach einem Jahrhundert der Siedlungsraum zu kanpp wurde, zog ein Teil der Sachsen nach Südwesten in das damals menschenleere ostbergische Gebiet, wo sie sich niederließen und Höfe errichteten. So wurde der ostbergische Raum, der an die Siedlungsgebiete der Franken grenzte, zum Sachsenland. Wie sie es aus ihrem Herkunftsland gewöhnt waren, bildeten die Sachsen kleine politische Zusammenschlüsse, die „Bauernschaften“. Eine davon war die Remlingrader Bauernschaft, auch „Freiheit Remlingrade“ genannt, die aus sieben Höfen bestand. Aus einem alten Dokument wissen wir, daß diese Bauernschaft etwa 1 qkm groß war. Ungefähr in der Mitte dieses Bereiches stand die Femelinde. Sie wurde als Zeichen der Gerichtsbarkeit gewählt und bei der Rodung verschont. Die Remlingrader Hofesleute versammelten sich dort jähelich zum Thing. Auf diesem Thing wurden zum Beispiel Entscheidungen über das Anlegen von Wegen oder die Aufteilung des Bauholzes getroffen. Außerdem hatte die Linde auch die Funktion des Hauptgerichtsplatzes für die Grenzmark und somit erhielten die Urteilssprüche einen hohen Stellenwert.

Nachbemerkung: Der Straßenbau hat diese Linde „vernichtet“. An versetzter Stelle wurde ein Reis dieser Linde gepflanzt. Diese Gedenkstätte zieren drei Findlige der sächsischen Herkunft der ersten Bürger von Remlingrade.

Wie der Heimatforscher Otto Schell in seinem Buch "Bergische Sagen" 1897 schon schrieb, scheint es dort auch zu spuken.
Dicht vor dem Kirchorte Remlingrade steht an einem Kreuzwege eine alte Linde, welche unter den Namen Vehmlinde allgemein bekannt ist. Der mächtige, nun größtenteils hohle Stamm scheint der Enkelsproß eines uralten Stammes, dessen Reste in der Erde verloren sind, zu sein. Der in dortiger Gegend verbreiteten Ansicht zufolge soll diese Linde ums Jahr 1400 gepflanzt worden sein. In der Zeit der Vehme soll man unter diesem Baume das heimliche Gericht gehalten haben. Die Vorgeladenen mußten sich auf einem etwas entfernten Kreuzwege einfinden (Kreuzweg ist m.E. nicht als christlicher Kreuzweg zu verstehen sondern als Kreuzungsweg, Anmerkung D.Fennel). Dann wurden ihnen die Augen verbunden und sie zur Gerichtsstätte geführt. Nahm man ihnen dort die Binde fort, so erblickten sie vor sich das geheimnisvolle Gericht.
Etwas weiter liegt das Pastorat, unter welchem sich ein schauerlicher Keller befinden soll, der in jenen Zeiten zur Aufnahme von Gefangenen diente.
Noch jetzt nehmen mitunter zur Mitternachtsstunde die Geister der einst hier Gerichteten ihren Weg vom Pastorat nach der Vehmlinde, um dann in das alte Verließ zurückzukehren.
Auch halten die Hexen unter der alten Vehmlinde ihre Tänze ab, namentlich am Weihnachtstag und anderen Kirchenfesten.
Nach einer alten Überlieferung kommen am dreizehnten Tage eines jeden Monates, vor allem aber am dreizehnten Tage nach Weihnachten, die Hexen aus der ganzen Gegend an die alte Vehmlinde und tanzen „Hupp, Marjänchen“. Sie tragen alle das Zeichen der Hexen an der Stirne. Ein alter Mann versicherte, daß sein Großvater nach seines Vaters Aussagen oft diesen Tänzen zugeschaut habe. Diese Tänze fanden des Nachts zwischen 12 und 3 Uhr statt.


Angehängte Datei(en) Thumbnail(s)
           
[Bild: attachment.php?thumbnail=8103]

Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald


Nachrichten in diesem Thema
Alte und besondere Bäume - von Okina75 - 14.06.2016,18:20
RE: Alte und besondere Bäume - von Okina75 - 17.06.2016,14:50
RE: Alte und besondere Bäume - von Okina75 - 16.09.2016,10:10
RE: Alte und besondere Bäume - von Heidi63 - 16.09.2016,10:38
Projekt Wald 2.0 - von Lupus † 20.10.2022 - 21.10.2016,18:51
Wurzeln schlagen - von Lupus † 20.10.2022 - 29.10.2016,13:44
RE: Alte und besondere Bäume - von Okina75 - 29.10.2016,23:20
RE: Alte und besondere Bäume - von Heidi63 - 19.12.2016,14:23
Die Fehmelinde zu Remlingrade - von Lupus † 20.10.2022 - 28.07.2017,08:12
Bezugsquellen - von Lupus † 20.10.2022 - 12.11.2018,17:45
Wupper-Biber - von Lupus † 20.10.2022 - 13.02.2019,21:42
RE: Alte und besondere Bäume - von Hen - 06.10.2019,15:53
Giftigkeit der Eibe - von Lupus † 20.10.2022 - 06.10.2019,18:24
RE: Alte und besondere Bäume - von Hen - 07.10.2019,23:05
RE: Alte und besondere Bäume - von Galinha - 24.10.2019,18:28
Stammbäume - von Lupus † 20.10.2022 - 25.10.2019,09:10
RE: Alte und besondere Bäume - von ClaudiaD - 25.10.2019,09:16
RE: Alte und besondere Bäume - von Galinha - 29.10.2019,09:38
Eibentagung 2020 - von Lupus † 20.10.2022 - 15.11.2019,16:12
RE: Alte und besondere Bäume - von Ajax - 25.11.2019,20:57

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 6 Gast/Gäste