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Alte und besondere Bäume
#15
Von Arnd Gaudich
Lieberhausen. Solche Gäste hat Stefan Drochner nie zuvor an seinem Arbeitsplatz gesehen. Vorsichtig hebt er aus einem großen Haufen Holz-Mulm eine dicke weiße Larve und guckt sich das langsam bewegende Etwas auf der flachen Hand genau an. Sie ist bissig, zwickt den Mitarbeiter des Lieberhausener Holzhackschnitzelheizwerks unverholen in den Finger. Drochner grinst und murmelt: "Ich verstehe: Du willst wieder in Deine Erde." Kaum hat er die Larve zurück auf den Mulm, die fast schon zerfallenden kleinen Holzreste, gelegt, gräbt die sich schon ein.
Mit dem Nashornkäfer ist vor wenigen Tagen ein wahrer Prachtkerl in dem Gummersbacher Höhenort gesichtet worden: Der Käfer wird bis zu vier Zentimeter groß und trägt im Gesicht ein charakteristisches Horn, dem die Art ihren Namen verdankt. Diese Tiere bekommen Oberberger nur selten zu sehen, weil sie überwiegend in der Dämmerung und nachts unterwegs sind. Doch in Lieberhausen ist nun gleich eine ganze Population ans Tageslicht gekommen.
Die Larven hatten es sich in dem großen, rund 1000 Kubikmeter großen Schnitzelhaufen auf dem Heizwerksgelände gemütlich gemacht. Dort lagern Holzschnitzel in Größenklassen, die zuvor von einer Siebmaschine sortiert wurden. Im Mulm entdeckte Stefan Drochner die Larven, als er eine Schaufel mit dem Radlader zur Verfeuerung abtransportieren wollte. Er stellte die Arbeit sofort ein.
Förster Bernd Rosenbauer, der auch Vorsitzender der Lieberhausener Energiegenossenschaft ist, berichtet: "Zunächst dachten wir, dass wir Larven des Hirschkäfers gefunden haben." Er rief bei der Biologischen Station Oberberg an. Deren Leiter, Frank Herhaus, kam vorbei und stellte fest: Aus diesen Larven wird eine weit seltenere Käferart als der Hirschkäfer schlüpfen. Der Nashornkäfer steht zudem noch unter Artenschutz.
Um den Nashornkäferlarven ein sicheres Zuhause zu bieten, packten Katharina Schäfer und Manuel Jochum von der Biologischen Station gemeinsam mit Stefan Drochner an. Sie setzten einen großen Haufen Mulm etwas abseits der Anlage - und mit bloßen Händen versetzten sie die Larven mit aller Vorsicht dorthin.
Drochner schätzt, dass so rund 1200 Tiere umgezogen sind. Dort werden sich die ganz jungen Larven noch bis zu fünf Jahre entwickeln, bis sie schließlich als Käfer schlüpfen Der Betrieb auf dem Hackschnitzelheizwerk kann so weitergehen. Um den Ort mit Wärme zu versorgen, werden in der Anlage Holzhackschnitzel verbrannt, die aus umliegenden Wäldern angeliefert werden. Ob die Eier des Käfers mit dem Holz ankamen oder die Larven später in den Mulm gelangten, ist unklar.
NASHORN MIT SECHS BEINEN
Nashornkäfer gehören zu den imposantesten Käferarten: Ihre männlichen Vertreter tragen das charakteristische Horn, an dem sie leicht zu erkennen sind. Die Käfer sind per die Bundesartenschutzverordnung geschützt und nur selten zu sehen, da sie vor allem nachts unterwegs sind.
Bereits die Larven sind beeindruckend. Sie können bis zu zehn Zentimeter lang werden. Einst war der Käfer ein Waldbewohner. Heute kann er auch im ausgewachsenen Zustand im eigenen Garten beobachtet werden. (ag)

siehe u.a. Beitrag 4 in diesem Thread


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Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald


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