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Alte und besondere Bäume
#9
Wald, gleich ob Staats-, Kommunal- oder Privatwald, gerät seit einiger Zeit zunehmend in ein gesellschaftliches Spannungsfeld. Die Ansprüche an seine vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen steigen kontinuierlich an und führen dabei immer mehr zu widerstreitenden Konfliktsituationen.
Die bislang überwiegend praktizierte multifunktionale Forstwirtschaft, d.h. die gleichzeitige Umsetzung von nachhaltiger Holzproduktion, Biotop- und Artenschutz sowie vielfältigen Erholungsdienstleistungen stößt aufgrund der verstärkten Berücksichtigung von Einzelinteressen und Forderungen mittlerweile an naturgebene Grenzen.
Dieser Entwicklung wirkt Wald 2.0 entschieden entgegen, da das Projekt sowohl für kommunale als auch für private Wälder entwickelt wurde.
Der Privatwald im Bergischen Land wird u.a. geprägt durch seine Kleinparzelliertheit. Aufgrund der seit Jahrhunderten in dieser Region bestehenden Realerbteilung ist der durchschnittliche Waldbesitz auf deutlich unter 2 ha geschrumpft. Damit einhergehend sind Probleme in der nachhaltigen flächigen Bewirtschaftung verbunden, da die Eigentümer ihren Wald wenn überhaupt nur aussetzend und gemeinsam bewirtschaften können, d.h. nach einer in ihrem Wald möglichst abgestimmt durchgeführten Maßnahme zunächst erst wieder einige Jahre warten müssen.
Vielfach sind Waldeigentümer infolge von Erbübertragung, Wegzug, völlig anders gelagerter beruflicher Ausrichtung oder aufgrund ihrer persönlicher Motive häufig zeitlich und fachlich nicht mehr in der Lage, sich um ihren Waldbesitz angemessen zu kümmern.
Für kommunale Waldbesitzer bedeutet die vielfach dramatische Entwicklung kommunaler Haushalte ebenfalls häufig ein Überdenken der Notwendigkeit des kommunalen Waldeigentums, zumal die dort herausragende Bedeutung und Berücksichtigung der Erholungsfunktion den Stadtwald i.d.R. zu einem Zuschussgeschäft machte. Überlegungen zum Waldverkauf an private Investoren werden vereinzelt mit der Konsequenz umgesetzt, dass die neuen Waldeigentümer ihren Wald nach eigenen persönlichen Vorstellungen und Interessen bewirtschaften möchten.
Ökonomische, einseitig holzwirtschaftlich, jagdlich oder naturschutzmäßig ausgerichtete Interessen führen infolge dessen dazu, dass die Bürger „ihren“ Wald vor der Haustüre, über dessen Eigentumsverhältnisse sie sich bislang keine Gedanken machen mussten, nach Eigentumsübertragung nicht mehr uneingeschränkt nutzen können und Konflikte z.B. durch Kahlschläge, überhöhte Wildbestände, zerstörte Waldwege, mangelnde Verkehrssicherheit vorprogrammiert sind und das zuvor bestehende freie Waldbetretungsrecht faktisch eingeschränkt werden könnte.
Diesbezügliche negative Beispiele aus Nordrhein-Westfalen führten bereits in einigen Regionen zu großem öffentlichem Protest und zur Entstehung von Bürgerinitiativen.
Wald 2.0 bietet Bürgern, privaten Investoren, Unternehmen und Organisationen die Möglichkeit bereits ab einem Mindestbetrag von 500 € je Genossenschaftsanteil zukünftig Waldgenosse und somit echter, aber ideeller Waldbesitzer zu werden, ohne dabei selbst Hand anlegen zu müssen. Die Gründung der Waldgenossenschaft Remscheid eG unter dem Dach des Forstverbandes als forstbehördlich anerkannter und bewährter forstlicher Zusammenschluss, verknüpft mit dem rechtlichen Instrumentarium des Genossenschaftsrechtes ist bislang einmalig und eröffnet die Möglichkeit privates Kapital zum Ankauf privater oder ggf. auch kommunaler Waldflächen verkaufswilliger Waldeigentümer zu erwerben und diesen Wald als echten Bürgerwald multifunktional und für alle nutzbar nach einheitlichen ökologisch ausgerichteten Kriterien naturgemäß zu bewirtschaften.
Die naturgemäße Waldbewirtschaftung selbst wird durch die seit Jahrzehnten bewährte enge Zusammenarbeit von Forstverband und Stadtforstamt Remscheid durchgeführt und gewährleistet. Mit Wald 2.0 können die beschriebene Strukturschwäche des Kleinprivatwaldes behoben und neue Ideen und Engagements der neuen Waldbesitzer einbezogen werden, die sich für ihren Wald interessieren und sich mit ihm eng verbunden fühlen, auch über die Region Remscheids hinaus
Die Vermarktung der Genossenschaftsanteile soll durch die Ausgabe von Anteilsscheinen über die Stadtsparkasse Remscheid erfolgen, die damit einerseits ihr regionales Engagement zur Förderung des Natur-, Umwelt- und Klimaschutzes zum Ausdruck bringen kann, als auch ihren Kunden eine alternative, wirtschaftlich interessante und inflationssichere Geld-anlagemöglichkeit anbieten kann.
Wald 2.0 ist dabei bewusst nicht darauf ausgerichtet möglichst hohe Renditen zu erwirtschaften, sondern kann aufgrund der seit Jahren bestehenden globalen und gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Zunahme der Weltbevölkerung, dramatische Abnahme der Waldflächen weltweit, gleichzeitig Zunahme des Holz- und Biomassebedarfs, Energiewende etc.) sicher davon ausgehen, dass regionale Wald-investments in den Wald vor der eigenen Haustüre im Gegensatz zu Investments in tropische Holzplantagen, nachgefragt, wertsteigernd und zudem nachhaltig begehbar, erlebbar und nutzbar werden.

https://www.waldgenossenschaft-remscheid.de/

Waldgenossenschaft Remscheid eG
Geschäftsstelle:
Lenneper Str. 63, 42855 Remscheid

Tel.: +49 (2191) 16 2071
Fax: +49 (2191) 16 2007


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Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald


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