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Biologische Station Oberberg
#53
Die Rückkehr des Kartoffelackers
Naturschützer und Landwirte starten bundesweit einmaliges Flächenprogramm


von Reiner Thies
Oberberg. Grüne Wiesen voller bunter Kräuter gelten gemeinhin als beste
Voraussetzung für die Artenvielfalt. Deshalb gilt in NRW ein
„Grünlandumbruchsverbot“. Das heißt, alle landwirtschaftlichen Flächen, die
fünf Jahre lang nicht umgepflügt wurden, sollen auch weiterhin dem Gras und
dem Klee vorbehalten bleiben.
Es gibt aber auch ein Zuviel des sonst so Guten: In Oberberg ist der Anteil
der Äcker an der landwirtschaftlich genutzten Fläche stetig gesunken und lag
schon 2010 nur noch bei etwa neun Prozent, den Großteil machen Wälder und
Grünland aus. Das hat negative Folgen für viele Ackerwildkräuterarten. Vögel,
die von Getreide- und Kartoffeläckern abhängen, sind im Bergischen Land heute
ausgestorben (wie das Rebhuhn) oder extrem selten (wie Feldlerche und
Kiebitz). Olaf Schriever von der Biologischen Station Oberberg sagt:
„Mehlschwalben haben bei uns inzwischen schon Mühe, ihre Nester zu bauen,
weil sie keinen Lehm mehr finden.“
Im Bergischen Land gibt es darum eine bundesweit einmalige Initiative, die
auch vom Naturschutzbeirat des Oberbergischen Kreises begrüßt wird.
Angestoßen wurde sie von den Partnern aus Landwirtschaft und Naturschutz, die
sich in Oberberg bereits seit 2017 als „Modellregion“ organisiert haben. In
einem Pilotprojekt sollen die Ackerflächen im Oberbergischen und
Rheinisch-Bergischen Kreis gezielt vermehrt werden. Aus Grünland, das vorher
intensiv für Gras oder Mais genutzt wurde und artenarm ist, möchte man
Ackerland mit dreigliederiger Fruchtfolge machen. Das heißt: Nach einem Jahr
Mais werden Getreide oder Kartoffeln angebaut. Im dritten Jahr lässt der
Bauer das Ackergras wachsen. Sein Vorteil: Er steigert den Ertrag, der Mais
ist weniger krankheitsanfällig.
Im vergangenen Jahr wurde ein Konzept beim NRW-Landwirtschaftsministerium
eingereicht und positiv bewertet. Demnach sind die Biologischen Stationen
federführend und suchen potenzielle Flächen aus. Interessierte Landwirte
können sich dort melden. Eine Kommission aus Vertretern von Landwirtschaft,
ehrenamtlichem Naturschutz und der Biologischen Stationen prüft die Flächen
auf ihre Eignung. Wichtig ist etwa die Frage, ob seltene Vogelarten hier
früher vorkamen. Ist die Fläche geeignet, wird ein Antrag auf Erteilung einer
zeitlich begrenzten Befreiung vom Grünlandumbruchsverbot bei der Unteren
Naturschutzbehörde gestellt.
In den nächsten Jahren soll in dieser Weise in beiden bergischen Kreisen eine
Gesamtfläche von etwa 50 Hektar umgewandelt werden, was etwa 70
Fußballfeldern entspricht. Nach einem Aufruf durch die beiden bergischen
Kreisbauernschaften sind bereits 38 interessierte Landwirte an die
Biologischen Stationen herangetreten. Die ersten Flächen wurden im Oktober
2019 besichtigt. Demnach kommen im Oberbergischen Kreis sechs Betriebe mit
insgesamt 21 Hektar und im Rheinisch-Bergischen Kreis vier Betriebe mit
insgesamt 14 Hektar in Frage.


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Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald


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Auf Batmans Spuren - von Lupus † 20.10.2022 - 21.07.2015,21:22
Willkommen Wolf - von Lupus † 20.10.2022 - 08.04.2017,10:22
RE: Biologische Station Oberberg - von Fuxx - 08.04.2017,12:41
BE(E) here - von Lupus † 20.10.2022 - 16.08.2017,11:14
RE: Biologische Station Oberberg - von Lupus † 20.10.2022 - 27.11.2019,17:24

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