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Biologische Station Oberberg
#25
Das Phänomen „leerer Futterhäuser“ tritt zumindest nordrhein-westfalenweit auf, es gibt aber auch anderslautende Berichte über Futterhäuser mit „normalem Vogelbetrieb“. Warum es an vielen Stellen zum Mangel an Vögeln kommt, ist derzeit nicht eindeutig zu beantworten. Es handelt sich vermutlich um eine Kombination aus verschiedenen Ursachen. Zum einen war der Bruterfolg bei vielen Singvögeln in diesem Jahr aufgrund kalter und nasser Witterung schlecht; das ist etwa bei Meisen beobachtet worden. In der Folge ist der Herbst- und Winterbestand bei den betroffenen Arten aufgrund des Fehlens diesjähriger Jungvögel deutlich geringer als sonst. Zudem findet sich in diesem Herbst in unseren Wäldern vielerorts eine sehr gute Bucheckernmast; in der Folge halten sich viele Vögel zur Nahrungssuche im Wald auf, darunter Finken und Meisen, vermutlich auch viele Vögel, die bei schlechter Bucheckernmast in Gärten Nahrung suchen. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass in diesem Herbst deutlich weniger Singvogelzuzug aus Skandinavien und Nordosteuropa stattgefunden hat (z. B. Finkenarten wie Buchfink, anders allerdings bei Amsel, Rot- und Wacholderdrossel), was wiederum mit dem Bruterfolg und/oder den Witterungsbedingungen in den Herkunftsgebieten zu tun haben könnte.

Bei Amsel und Grünfink kann lokal auch der Verlust von Vögeln durch Krankheiten (Grünfink: Trichomoniasis, Amsel: Usutuvirus) eine Rolle spielen. Der Usutuvirus hat sich im Sommer insbesondere entlang des Rheins stark ausgebreitet und dort zu Amselverlusten geführt. Andererseits sind im Herbst vielerorts sehr viele Amseln offensichtlich nördlicher oder nordöstlicher Herkunft aufgetreten (s. o.). Hinweise auf eine weitergehende Vogelkrankheit, an der viele Arten leiden, liegen uns nicht vor.

Da an den Futterhäusern überwiegend häufige und weit verbreitete Arten (Kohl-, Blaumeise, Amsel, Rotkehlchen, Buchfink u.a.) auftreten, bei denen keine langfristigen Bestandsrückgänge vorliegen, dürfte es sich bei dem Phänomen des Fehlens von Vögeln an Futterhäusern nicht um die Folgen eines echten Bestandsrückgangs handeln. Das könnte allenfalls für lokal und in dörflicher Umgebung an Futterhäusern auftretende Arten der offenen Landschaft wie der Goldammer eine Rolle spielen. Es ist somit zu hoffen und zu erwarten, dass sich das Phänomen in kommenden Wintern nicht wiederholt.

Dennoch besteht mit der Sorge vieler Bürgerinnen und Bürger derzeit die Gelegenheit, auf die Probleme unserer Vogelwelt aufmerksam zu machen, insbesondere den starken Rückgang im Offenland brütender Vogelarten durch die intensive Landwirtschaft, wie wir ihn auf der Vertrauensleutetagung im September thematisiert haben. Außerdem bieten solche Anrufe eine gute Gelegenheit, auf die Bedeutung „vogelfreundlicher“ Gärten mit wilden Ecken, heimischen Sträuchern und Totholz hinzuweisen. Naturfreundliche Gärten werden auch im Winter mehr Vögel aufweisen als sterile Gärten mit Kurzrasen, Betonflächen und exotischen Ziersträuchern, die den Vögeln kaum Nahrung bieten.

Der NABU hat zu dem Thema eine lesenswerte Pressemitteilung herausgegeben https://www.nabu.de/news/2016/12/21645.html Auch ruft er für den 6. bis 8. Januar wieder zur Stunde der Wintervögel auf https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/a...index.html , die nicht zuletzt im Hinblick auf das beobachtete Fehlen von Vögeln am Futterhaus Hinweise geben wird.
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Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald


Nachrichten in diesem Thema
Auf Batmans Spuren - von Lupus † 20.10.2022 - 21.07.2015,21:22
RE: Biologische Station Oberberg - von Lupus † 20.10.2022 - 22.12.2016,21:28
Willkommen Wolf - von Lupus † 20.10.2022 - 08.04.2017,10:22
RE: Biologische Station Oberberg - von Fuxx - 08.04.2017,12:41
BE(E) here - von Lupus † 20.10.2022 - 16.08.2017,11:14

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