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Rund um die Taube u.a. Feldflüchter
Hallo Lotta,
Auszug aus http://www.arche-austria.at/index.php?id=81 von Martin Schletterer:
Waldviertler Kröpfer
Die Waldviertler Kröpfer (Waldviertler Schecken) waren Anfang des 20. Jahrhunderts auf Bauernhöfen im heutigen Grenzgebiet von Österreich, Tschechien und der Slowakei häufig anzutreffen. Früher hatten diese Tiere einen schwachen Körperbau, da sie nicht ständig vom Menschen gefüttert wurden, sondern sich auf den Feldern Nahrung suchen mussten. Beim Ausnehmen der Nester gab es dennoch eine gewisse Selektion: So wurden jene Jungen mit der gewünschten Zeichnung im Nest gelassen, sodass sich diese festigen konnte. Zudem spielte auch der Flugstil eine Rolle, bevorzugt wurden nämlich Junge von jenen Tieren, die zur Paarungszeit einen optisch und akustisch beeindruckenden Flug vorzeigten: Dabei klatscht (steigt) der Tauber 10 bis 15 m hoch und lässt sich anschließend mit abgespreizten Flügeln wie ein Stein fallen, währenddessen klatscht die Täubin hoch, und wenn sie sich fallen lässt, klatscht erneut der Täuber hoch. Für dieses Schauspiel – durch das die Handschwingen zerschlissen werden – benötigt der Waldviertler ein Federwerk mit möglichst breiter Außenfahne, was bei anderen Rassetauben oft zurückentwickelt ist. Waldviertler Kröpfer gab es in den vier Grundfarbenschlägen Schwarz (mit schwarzem Schnabel), Blau (mit dunklem Schnabel), Rot und Gelb (mit hornfarbigem Schnabel). Der Stellerkröpfer (mit wachsfarbenem Schnabel) entstand aus dem Waldviertler Kröpfer und hat im Lauf der Zeit diesen Urtyp stark zurückgedrängt. Heute unterscheiden nicht nur Schnabel bzw. Krallenfarbe die zwei Kröpfer: Der Waldviertler ist robuster, flugfreudiger und von der Zeichnung her gibt es ihn nur als Tiger: Auf der Grundfarbe Schwarz sind einige weiße Partien, vor allem das charakteristische Rückenherz (über die Schultern farbig eingefasst) sowie einige weiße Federn, welche Kopf, Hals und Flügelschild gleichmäßig tigern. Stellerkröpfer sind im Gegensatz dazu Schecken und es gibt zudem Zeichnungsvarianten wie Einfarbig oder Rieselköpfe (Körper in Grundfarbe, nur der Kopf ist mit weißen Federchen durchsetzt – die „herunterrieseln“).
Der Taubenpreisrichter Leopold Skryanz lernte den Waldviertler Kröpfer Anfang 1980 kennen und war von dieser bodenständigen Taube fasziniert: deswegen kaufte er Restexemplare auf, verpaarte sie gekonnt und schuf eine einheitliche Linie, sodass auch ein Standard geschaffen werden konnte. Bei einer Taubenausstellung in Brünn erfuhr Herr Skryanz von einem alten tschechischen Züchter, dass es den Waldviertler Kröpfer schon um 1900 in der heutigen Zeichnungsvariante gegeben haben soll. Auf einigen Bauernhöfen im Waldviertel kann man heute noch „Waldviertler“ antreffen, diese sind jedoch nicht ausstellungsfähig, da sie aufgrund langer Inzucht eine zu waagrechte Haltung und nur mehr ein sehr kleines Blaswerk haben. Herr Skryanz erwarb 1983 auf einem solchen Bauernhof ein Einzelexemplar: Der Tauber war stark ingezüchtet, aber er vererbte die Zeichnung sehr gut. Als fremdblütiges Partnertier wurde ein zuchterprobtes Kreuzungstier zwischen Steigerkröpfer und Französischem Kröpfer verwendet. Diese starke, einfarbig schwarze Täubin mit kräftigem Kropf bekam Herr Skryanz vom Kröpferverein, denn es hatten Züchter des Steigerkröpfers den Französischen Kröpfer eingekreuzt, um den Stand ihrer Tiere zu erhöhen. Und es erwies sich schließlich als glückliche Fügung, denn aus der Nachzucht dieser zwei Tauben wurden Vollgeschwisterpaarungen gemacht und dadurch festigte sich die typische Zeichnung des Waldviertler Kröpfers. Durch den kleinen Ursprungstäuber und die große Kreuzungstaube konnte zudem eine ideale Größe erreicht werden. Um 1988 hat Herr Skryanz erneut einen „originalen“ Täuber eingekreuzt, um die Zeichnung weiter zu festigen und er hat dadurch einen tadellosen Zuchtbestand geschaffen. Anzumerken ist, dass diese Rasse in Volierenhaltung nicht gut züchtet, deshalb musste sich Herr Skryanz im Jahr 2001 von der Rasse trennen, da er nicht mehr die Möglichkeit hatte, den Tieren Freiflug zu gewähren. Der gesamte Bestand kam in die Erhaltungszuchtanlage im Tiergarten Schönbrunn, wodurch der Fortbestand diese Rasse gesichert ist.

Österreichische Klätschertaube
Bei den Recherchen für mein Buch „Die Taube im Wandel der Zeit“ habe ich im Herbst 2003 erstmals von der Österreichischen Klätschertaube erfahren. Seitdem habe ich versucht, Näheres über diese Taube herauszufinden und Züchter ausfindig zu machen. Gustav Prütz beschreibt den Klätscher vom Aussehen her als Bindeglied zwischen holländischer und deutscher Kropftaube. Der Name Klätscher oder „Plätscher“ ist von einer Besonderheit des Flugstiles dieser Taube abgeleitet, denn sie zeichnet sich durch lautes Flügelklatschen beim Umherfliegen aus. Prütz beschreibt die Klätschertaube 1876 in seiner Überarbeitung des Neumeister-Buches als kräftige Taube mit kurzen, unbefiederten Füßen und einem ausgeprägten Blaswerk. Sie weist einen hellen Schnabel und Perlaugen mit roten Rändern auf. Die noch vor 50 Jahren im Raum Wien häufig gezüchtete, vitale und brutfreudige Klätschertaube, welche es in den Farbenschlägen Schwarz, Blau, Gelb und Rot gab, musste dem zarteren Steigerkröpfer, für dessen Erzüchtung sie auch Pate gestanden hat, weichen und schien fast verschwunden.
Doch über Kollegen bei der deutschen GEH erfuhr ich von Dr. Jürgen Güntherschulze, der eine Zuchtgruppe „besonderer Kropftauben“ habe. Sofort trat ich mit ihm in Kontakt, und tatsächlich – er hatte lange Jahre eine Zuchtgruppe der Klätschertauben geführt, die er vor kurzem an Joachim Fahlke abgegeben hatte. Ich nahm Kontakt mit diesem Herrn auf, der sich gleich bereit erklärt hatte, einige Paare dieser vitalen und brutfreudigen Rasse für die „Rückführung in die Heimat“ zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit Herrn Güntherschulze erarbeitete ich einen Standard, basierend auf alter Literatur und seiner Zuchterfahrung. Diesen Standard legte ich dem Vorsitzenden des österreichischen Bundeszuchtausschusses – August Heftberger – vor, welcher ihn den Erfordernissen der EE (Entente Européenne) anpasste. Zur Anerkennung und Aufnahme in den Standard müssen die Tauben mindestens drei Mal auf großen Schauen ausgestellt werden.
Anfang April 2005 konnte Peter Heindl auf seiner Erhaltungszuchtanlage 18 Tiere von Herrn Fahlke in Empfang nehmen und stellte daraus 9 Paare zusammen (4 Paar Schwarze, 2 Paar Rote, 2 Paar Schwarz-Weißgetigerte und 1 Paar Schwarze mit weißer Stirnplatte). Die Roten, Schwarzen sowie die Getigerten entsprechen dem vorläufigen Standard; das schwarze Paar mit weißer Stirnplatte hat Herr Fahlke mitgegeben, damit wir auch diese Zeichnungsvariante sehen (bis jetzt konnten wir diese Zeichnungsvariante in der alten Literatur nicht finden). Zurzeit gibt es einen Stamm im Zuchtschlag des Schönbrunner Tiergartens und es haben sich drei Züchter gefunden, die sich mit der Rasse beschäftigen und ihren typischen Flugstil fördern. Für eine Anerkennung müssen nun drei markante Unterschiede zu den verwandten Rassen (Steller- und Steigerkröpfer) herausgearbeitet werden.
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Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald


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