18.03.2016,13:09
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.03.2016,13:12 {2} von Lupus † 20.10.2022.)
Historische Nutztierrassen im Freilichtmuseum Glentleiten
Melanie Bauer
Das Freilichtmuseum Glentleiten ist das größte Museum seiner Art in Südbayern. Es besteht heuer seit 40 Jahren, mittlerweile wurden über 60 historische Gebäude samt ihrer Einrichtung von ihrem ursprünglichen Standort ab- und an der Glentleiten wieder aufgebaut. Auf dem weitläufigen, 38 ha großen Gelände finden sich Bauernhöfe, Mühlen, Werkstätten, Almgebäude, eine Forsthütte, eine historische Kegelbahn und vieles mehr. Die Besucher können in den ländlichen Alltag Oberbayerns während der letzten 500 Jahre eintauchen.
Spätestens ab dem Sommer weiden auf den Wiesen des malerisch oberhalb des Kochelsees gelegenen Areals auch Tiere. Denn die Glentleiten verfolgt als außerschulischer Lernort einen Ansatz, der sich nicht allein auf die Präsentation historischer Gebäude beschränkt. Exemplarisch wird gezeigt, wie sich das Bauen, Wohnen und Wirtschaften im ländlichen Oberbayern verändert hat. Dazu gehören natürlich auch historische Nutztierrassen, die einst in Oberbayern weit verbreitet waren, die heute aber zum Großteil in ihrem Bestand gefährdet sind. Daneben können Besucher bei Vorführungen alter Handwerkstechniken zusehen, finden eine nach historischen Vorbildern gepflegte Kulturlandschaft vor (ein Drittel des Areals ist etwa mit verschiedenen Waldtypen bewachsen, es gibt Felder, Gärten, Streuobstwiesen etc.) und sind immer wieder aufgerufen, bei Kursen, Aktionstagen o.ä. ihr Wissen auf unterhaltsame und erlebnisreiche Weise zu vertiefen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass die Tiere nicht vorrangig für mehr Leben in den alten Mauern sorgen sollen – sozusagen als zusätzliche Attraktion –, sondern dass sie in erster Linie eine wichtige Rolle bei der Vermittlung historischer Zusammenhänge spielen und auch für die Agrar- und Landschaftsgeschichte von großer Bedeutung sind.
Das Freilichtmuseum züchtet die Tiere nicht selbst, sondern arbeitet mit unterschiedlichen Verbänden und Tierhaltern zusammen, die ihre Alpinen Steinschafe, Murnau-Werdenfelser Rinder oder Süddeutschen Kaltblüter während der Saison auf die Museumsweiden stellen. Die Brillenschafe etwa stammen aus dem nahe gelegenen Bayerischen Haupt- und Landgestüt Schwaiganger.
An zwei Aktionstagen im Jahr stehen Tiere und ihre Bedeutung für die Land- und Forstwirtschaft in früheren Zeiten im Mittelpunkt: Wenn es heißt „Zugtiere in Aktion“ erleben Besucher die faszinierende Zusammenarbeit von Mensch und Pferd (2016 am 20. März). Im museumseigenen Wald werden Holzrückearbeiten mit Süddeutschen Kaltblütern gezeigt, wie sie einst im vorindustriellen ländlichen Alltag üblich waren und wie sie im Alpenraum teilweise heute noch praktiziert werden. Auch das Aufnehmen der Baumstämme auf einen Wagen mit Hilfe der Pferde wird demonstriert und erläutert. Das Museum holt an diesem Tag außerdem einige historische Objekte aus dem Depot, z.B. einen so genannten Patenterschlitten, der für den Baumtransport genutzt wurde.
Schon seit vielen Jahren gibt es außerdem einen Schaftag, bei dem die Arbeitsgemeinschaft Braunes und Schwarzes Bergschaf die besten Tiere ihrer Verbandsmitglieder prämiert. Die Besucher können an diesem Tag (24. April 2016) eine Schafschur miterleben, bei Hütehunde-Vorführungen zusehen, Schafprodukte erstehen oder in einer offenen Werkstatt das Filzen ausprobieren. 2016 beteiligen sich an der Veranstaltung erstmals der Zuchtverband Weilheim und der Förderverein zur Erhaltung des Murnau-Werdenfelser Rinds. Nicht nur rund 100 Schafe, sondern auch über 50 Tiere der als extrem gefährdet geltenden Rinderasse werden erwartet. An der Glentleiten findet die erste Rasseschau der Murnau-Werdenfelser seit 58 Jahren statt. Denn die einstmals im Werdenfelser Land und Murnauer Moos weit verbreiteten Kühe starben in den 1950er und 1960er Jahren fast aus, da man die Arbeitskraft der typischen Drei-Nutzungsrasse (Milch, Fleisch und Arbeitsleistung) mit der Technisierung der Landwirtschaft nicht mehr brauchte. Und auch in der Milch- und Fleischleistung waren sie dem schließlich vorgezogenem Braun- und Fleckvieh unterlegen. Früher waren die Rinder jedoch wegen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit an unwegsames Gelände wie etwa Sumpf- und Moorlandschaften oder steile Almwiesen geschätzt.
Kontakt: Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern, An der Glentleiten 4, 82439 Großweil, Tel.: 08851-185 0, Fax: 08851-185 11, www.glentleiten.de
E-Mail: freilichtmuseum@glentleiten.de
Öffnungszeiten: von Josefi bis Martini (19. März bis 11. November)
Dienstag-Sonntag: 9.00-18.00 Uhr
Ab 30.10.: 9.00-17.00 Uhr
FLM_Glentleiten_Zugtiere_in_Aktion3.jpg: Bei der Veranstaltung „Zugtiere in Aktion“ können die Museumsbesucher miterleben, wie gut Mensch und Pferd zusammenarbeiten.
Bildquelle: Archiv Freilichtmuseum Glentleiten, Foto: Modl
Melanie Bauer
Das Freilichtmuseum Glentleiten ist das größte Museum seiner Art in Südbayern. Es besteht heuer seit 40 Jahren, mittlerweile wurden über 60 historische Gebäude samt ihrer Einrichtung von ihrem ursprünglichen Standort ab- und an der Glentleiten wieder aufgebaut. Auf dem weitläufigen, 38 ha großen Gelände finden sich Bauernhöfe, Mühlen, Werkstätten, Almgebäude, eine Forsthütte, eine historische Kegelbahn und vieles mehr. Die Besucher können in den ländlichen Alltag Oberbayerns während der letzten 500 Jahre eintauchen.
Spätestens ab dem Sommer weiden auf den Wiesen des malerisch oberhalb des Kochelsees gelegenen Areals auch Tiere. Denn die Glentleiten verfolgt als außerschulischer Lernort einen Ansatz, der sich nicht allein auf die Präsentation historischer Gebäude beschränkt. Exemplarisch wird gezeigt, wie sich das Bauen, Wohnen und Wirtschaften im ländlichen Oberbayern verändert hat. Dazu gehören natürlich auch historische Nutztierrassen, die einst in Oberbayern weit verbreitet waren, die heute aber zum Großteil in ihrem Bestand gefährdet sind. Daneben können Besucher bei Vorführungen alter Handwerkstechniken zusehen, finden eine nach historischen Vorbildern gepflegte Kulturlandschaft vor (ein Drittel des Areals ist etwa mit verschiedenen Waldtypen bewachsen, es gibt Felder, Gärten, Streuobstwiesen etc.) und sind immer wieder aufgerufen, bei Kursen, Aktionstagen o.ä. ihr Wissen auf unterhaltsame und erlebnisreiche Weise zu vertiefen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass die Tiere nicht vorrangig für mehr Leben in den alten Mauern sorgen sollen – sozusagen als zusätzliche Attraktion –, sondern dass sie in erster Linie eine wichtige Rolle bei der Vermittlung historischer Zusammenhänge spielen und auch für die Agrar- und Landschaftsgeschichte von großer Bedeutung sind.
Das Freilichtmuseum züchtet die Tiere nicht selbst, sondern arbeitet mit unterschiedlichen Verbänden und Tierhaltern zusammen, die ihre Alpinen Steinschafe, Murnau-Werdenfelser Rinder oder Süddeutschen Kaltblüter während der Saison auf die Museumsweiden stellen. Die Brillenschafe etwa stammen aus dem nahe gelegenen Bayerischen Haupt- und Landgestüt Schwaiganger.
An zwei Aktionstagen im Jahr stehen Tiere und ihre Bedeutung für die Land- und Forstwirtschaft in früheren Zeiten im Mittelpunkt: Wenn es heißt „Zugtiere in Aktion“ erleben Besucher die faszinierende Zusammenarbeit von Mensch und Pferd (2016 am 20. März). Im museumseigenen Wald werden Holzrückearbeiten mit Süddeutschen Kaltblütern gezeigt, wie sie einst im vorindustriellen ländlichen Alltag üblich waren und wie sie im Alpenraum teilweise heute noch praktiziert werden. Auch das Aufnehmen der Baumstämme auf einen Wagen mit Hilfe der Pferde wird demonstriert und erläutert. Das Museum holt an diesem Tag außerdem einige historische Objekte aus dem Depot, z.B. einen so genannten Patenterschlitten, der für den Baumtransport genutzt wurde.
Schon seit vielen Jahren gibt es außerdem einen Schaftag, bei dem die Arbeitsgemeinschaft Braunes und Schwarzes Bergschaf die besten Tiere ihrer Verbandsmitglieder prämiert. Die Besucher können an diesem Tag (24. April 2016) eine Schafschur miterleben, bei Hütehunde-Vorführungen zusehen, Schafprodukte erstehen oder in einer offenen Werkstatt das Filzen ausprobieren. 2016 beteiligen sich an der Veranstaltung erstmals der Zuchtverband Weilheim und der Förderverein zur Erhaltung des Murnau-Werdenfelser Rinds. Nicht nur rund 100 Schafe, sondern auch über 50 Tiere der als extrem gefährdet geltenden Rinderasse werden erwartet. An der Glentleiten findet die erste Rasseschau der Murnau-Werdenfelser seit 58 Jahren statt. Denn die einstmals im Werdenfelser Land und Murnauer Moos weit verbreiteten Kühe starben in den 1950er und 1960er Jahren fast aus, da man die Arbeitskraft der typischen Drei-Nutzungsrasse (Milch, Fleisch und Arbeitsleistung) mit der Technisierung der Landwirtschaft nicht mehr brauchte. Und auch in der Milch- und Fleischleistung waren sie dem schließlich vorgezogenem Braun- und Fleckvieh unterlegen. Früher waren die Rinder jedoch wegen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit an unwegsames Gelände wie etwa Sumpf- und Moorlandschaften oder steile Almwiesen geschätzt.
Kontakt: Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern, An der Glentleiten 4, 82439 Großweil, Tel.: 08851-185 0, Fax: 08851-185 11, www.glentleiten.de
E-Mail: freilichtmuseum@glentleiten.de
Öffnungszeiten: von Josefi bis Martini (19. März bis 11. November)
Dienstag-Sonntag: 9.00-18.00 Uhr
Ab 30.10.: 9.00-17.00 Uhr
FLM_Glentleiten_Zugtiere_in_Aktion3.jpg: Bei der Veranstaltung „Zugtiere in Aktion“ können die Museumsbesucher miterleben, wie gut Mensch und Pferd zusammenarbeiten.
Bildquelle: Archiv Freilichtmuseum Glentleiten, Foto: Modl
Grundsteinlegung NSG- u. FFH-Gebiet
Wupper bei Radevormwald