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Freilauf vs. Gehege
#1
Liebe Hühnerfreunde und Freundinnen,

gerade trauere ich um eine Buschhuhn-Mama, die gestern von einem Greifvogel verschleppt wurde.
Auch hat (vermutlich) ein Fuchs vor einigen Wochen drei Perlhühner geholt, und die "Dicke Berta", eine New Hampshire, ist spurlos verschwunden, sowie 4 Küken.
Davor gab es fast ein Jahr lang keine Verluste.

Aus dem Anlass frage ich mich, vor allem die Nachbarn fragen mich das, ob ein Gehege nicht doch sicherer ist als die große Freiheit mit viel Gebüsch, Wald und Wiese.

Daran schließt sich jedoch gleich die Frage, ob aus Huhn-Sicht die große Freiheit inkl der Gefahren nicht immer noch besser ist ist als eingesperrt sein.

Wie seht ihr das? 
Wo fängt welche Verantwortung an, und wo hört sie auf? 
Kommt es auf die Hühnerrassen an, die man hat?
Ich kenne keine Hühnerhalter, die nicht irgendwann Verluste beklagen.
Egal ob Fort Knox oder nicht (in einem Fort Knox sind im Gegenteil oft gleich viele Hühner tot, weil der Rest nicht fliehen kann ....)

Finde diese Grundsatzfrage schwierig.

Wie haltet ihr das?

Nachtrag: Vorhin hat sich die verschollen geglaubte Dicke Berta wieder blicken lassen - sie benimmt sich gluckig und brütet wohl irgendwo. Das sind jedenfalls die Momente, die man nicht hat, wenn man "alles unter Kontrolle hat"! Grins
LG, Hen

Derzeit an Hühnern:
Deutsche Buschhühner, Steinpiperl, Marans, Araucana, New Hampshire, Italiener, Mixe.
#2
Seit 1997 laufen hier Hühner.
Tagsüber laufen meine Tiere teils komplett frei ohne Zaun, teils in abgetrennten Bereichen ohne Netz.
In der ganzen Zeit noch niemals tagsüber ein Huhn weggekommen , weder durch der Luftwaffe , noch durch Fuchs , Marder und Co.

Der einzigste Verlust war vor vielen Jahren als eine Nacht die Hühnerklappe eines Stalles vergessen wurde zu schließen schlug ein Marder zu.

Für mich kommt die Haltung in geschlossenen Volieren nicht mehr in Frage.

#3
Moin Smile!

Auch wenn Verluste schmerzen, so sehe ich das recht pragmatisch.

Ich habe Hühner, weil ich die Industrie nicht unterstützen will. Also sehe ich auch zu, dass meine Tiere artgerecht gehalten werden, denn sonst kann ich mein Fleisch und meine Eier gleich im Laden kaufen. Zappzarapp!
Und artgerecht beinhaltet nicht nur viel Platz, sondern auch viel Deckung (Hühner sind Tiere des lichten Jungwaldes und Dickichts mit kleinen Lichtungen) sowie auch, ja, Eigenverantwortung für die Hühner. Oder anders gesagt: Wer im artgerechten Freilauf erwischt wird, taugt nicht für diese Haltungsform, und Ausselektierung ist daher nur von Vorteil für die ganze Truppe. Auch wenn Verluste wie gesagt schmerzen können.

Der Mehrwert für die Hühner steht dennoch in keinem Verhältnis zu einer Haltung, wo der Mensch meint, auch noch den kleinsten Pieps regeln und überwacht haben zu müssen. Ich will keine 24/7- Intensiv- Pflegefälle, sondern so eigenständig wie möglich agierende Tiere, und bei Hühnern kann man da zum Glück noch sehr generös sein.
Meine Küken laufen von Anfang an im freien Auslauf mit, nur durch die Glucke geschützt. Das geht mal mehr, mal weniger gut, aber was überlebt, wird als Alttier dann in der Regel auch alt. Ich hatte in nun 8 Jahren ungeschützten Freilaufs nur ein einziges Mal einen Verlust bei erwachsenen Tieren, und das war eine soeben neu gekaufte, leider zu spät bemerkt behinderte Henne (sehr krumme Zehen an einem Fuß), und meine Schuld, weil ich die Stallklappe offen gelassen hatte. Da war die Henne in aller Frühe raus, kannte sich nicht aus und konnte nicht wirklich flüchten, und zack, hat sie der Fuchs zum Essen eingeladen. Ist mir nie wieder passiert, weder ein behindertes Huhn (im selben Jahr kaufte ich überhaupt das letzte Mal Tiere zu, 2012) noch das Offenlassen der Stallklappe.
Ich weiß, dass ich Gott dankbar sein kann, dass ich hier kein auf Geflügel eingeflogenes Habichtsweib habe, so eines hatten wir im Zivi, welches unsere (gebraucht geholten) braunen Hybriden von 27 auf 12 runterfraß, danach an die Jungtiere etwa gleicher Farbe ging, und zum Schluß auch an zB Sussex- Junghähne. Ich kann nachvollziehen, wie verheerend das sein kann.

Allerdings waren diese Hühner strunzdumm, und hatten in ihrem Auslauf keinerlei Deckung außer paar Kletten und Brennnesseln, und der Auslauf war auf Kilometer einsehbar. Das Habichtsweib konnte bis zu anderthalb Kilometer weiter in aller Seelenruhe gemütlich ihr heutiges Essen aussuchen und musste dann nur noch bequem hinfliegen und sich bedienen. Artgerechte Hühnerhaltung sieht aber so aus, dass es bis in die nächste Deckung bestenfalls 5 m, maximal 10 m sind. Und am besten von Hecken oder ähnlich höherer Vegetation umgeben ist, die eine Sichtung (oder Riechbarkeit -> Fuchs und Co.) aus bereits Kilometern Entfernung unmöglich macht.
Dazu dann ebenfalls im Freilauf aufgewachsene, wehrhafte Glucken (keine dummen Schaf- Glucken, die noch dumpf nickend zukucken, wenn die Katze die Küken anjagt), Küken von Anfang an im Freilauf, von denen sicher auch mal welche verschütt gehen, und dann hat man ab ca. fünf Monaten Alter eigentlich keine Verluste mehr.

Ich hatte bereits Füchse am hellen Tag hier.
Einer hatte Staupe, die arme S.a.u suchte wahrscheinlich nur einen ruhigen Platz zum Sterben, was ich ihm leider (!) nicht ermöglichen konnte, der andere war wiederum meine Schuld, weil ich am Vortag geschlachtet und die Innereien ausgelegt hatte. Sollte schon für den Fuchs sein, allerdings nachts, da hatte der aber scheinbar keine Zeit. Und stand daher, vom Duft angelockt, dann halt mitten am Tag um 14 Uhr auf der Matte.
Der Hahn warnte bereits früh, die Truppe war auch aufmerksam, und ließ den Fuchs bis auf 4 m ran. Er versuchte es wohl auch, dem Aufflatter- Gackern zu urteilen, wo er quasi schon mal da war, aber er erwischte nicht mal eins der Küken. Ich komplimentierte ihn dann entschieden davon, und sah unterwegs was richtig geiles. Auf dem Nachbargrundstück, recht verwildert, weil damals unbewohnt, saß auf einer hochkant stehenden Palette (!) ein ausgerechnet weißes Huhn mucksmäuschenstill exakt an dem einzigen Durchgang, den der Fuchs nehmen MUSSTE. Und er hat die Henne nicht nur nicht bemerkt (!), sondern sie wusste auch instinktiv, was nun Sache ist. Nicht kopfloses Rumrennen und Krakeelen, sondern Klappe halten, alle Nerven gespannt, aber keine unnötige Bewegung. Und da bemerkte der Fuchs nicht mal ein weißes Huhn in nun wirklich fast Bisshöhe- eine hochkante Palette ist ja nur 80 cm hoch...

Es kommt also entscheidend auf a) genügend Deckung mit zugleich guter Übersicht für die Hühner, b) Fluchtmöglichkeiten (auch in die Höhe), sowie c) die für die Haltungsform geeigneten Hühner an.

Diese beiden Füchse und zweimal Habicht waren in diesen acht Jahren trotz ungefähr 18 potentieller Räuberarten die einzigen wirklichen Spitzbuben an meinen Hühnern, und hatten alle kein Glück. Sperber hat mal ein Küken mitgenommen, was ich ihm aber völlig verzeihen kann, weil das nun wirklich in Größe und Farbe wie ein Spatz aussah, die er hier sonst zur Hauptsache jagt. Da hat er halt mal seine Brille nicht geputzt gehabt, und das Küken war scheinbar ohnehin eine Schnarchnase (wie auch die Glucke), also kein wirklicher Verlust.
Wirkliche Probleme und viele Verluste hatte ich einzig durch Katzen und Ratten. Und das immer bei Küken bis etwa dreimonatigen Jungtieren.
Den Ratten durfte und konnte ich zum Glück den Marsch blasen, die Katzen musste ich erdulden. Glücklicherweise hat eine davon dann älter ihr Revier bei uns etabliert und jagte dann keine Hühner mehr. So dass sie mir jetzt fremde Katzen fernhält, und so ist auch diesem Aspekt doch noch etwas abzugewinnen. Wir waren nämlich Katzen- Transitstrecke als wir hier einzogen, mindestens sieben verschiedenen Katzen hatte ich auf den Wildkameras. Als Nachbars Mieze dann hier ihr Revier absteckte, waren es nur noch gelegentliche Kater (zwei) und eben Nachbars Mieze.
Die meine Glucken gut kennt, und als ohrwatschen- unlustige Katze ihr Heil dann eben in anderer, wehrloserer Beute sucht.


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